Nachfolgend die Audiodatei mit dem Funkkontakt zur ISS:
Wer den Kontakt als Video sehen möchte, findet hier das Video dazu:
Der nachfolgende Text ist die Übersetzung des Funkkontaktes:
OR4ISS hier ist DR0Z können sie mich hören?
Ich höre Sie laut und deutlich, wie hören Sie mich.
Hallo Sunita hier ist das Gymnasium der Stadt Meschede, mit vielen, vielen Schülern in der Aula. Wie freuen uns, dass Sie heute Zeit für uns haben. Wir hoffen Ihnen geht es gut. Können wir mit den Fragen beginnen?
Ganz genau. Uns allen geht es hier auf der ISS großartig. Wir überfliegen gerade Europa und können direkt mit Ihnen sprchen. Ich bin bereit für Fragen.
Warum haben Sie sich entschieden, Astronautin zu werden?
Ich habe mich entschieden, Astronautin zu werden, weil es erstens viel Spaß macht und ich habe gesehen, was Astronauten so machen. Es geht um Erforschung, Wissenschaft und Technologie. Und, ich bin ein neugieriger Mensch. Ich bin Hubschrauberpilot, und ich dachte, was kann ich noch neues lernen? Und dies hier ist ein perfektes Feld dafür.
Welche Ausbildung oder welchen Beruf hatten Sie vor Ihrer Ausbildung zum Astronauten?
Ich war Hubschrauberpilot und Testpilot, aber das ist nicht der einzige Berufszweig, den wir hier haben. Wir haben Ärzte und Wissenschaftler und sogar einen Tierarzt. Viele Leute haben also einen Hintergrund in Naturwissenschaften, Mathematik, Technologie und Ingenieurwesen und wollen dann noch einen Schritt weiter gehen und Astronaut werden.
Was war das interessanteste Erlebnis Ihres Raumfluges, das Sie mit uns teilen möchten?
Nun, Sarah. das ist schwer zu sagen, weil es so viele großartige Dinge gibt. Natürlich ist ein Weltraumspaziergang einfach fantastisch, das ist ein bisschen wie Reparaturarbeit im Freien. Mir gefallen auch die wissenschaftlichen Arbeiten, die wir hier machen, wie zum Beispiel die Gen-Sequenzierung, die wir an Stammzellen durchführen. Wir haben aber auch noch eine Menge anderer erstaunlicher wissenschaftlicher Arbeiten im Angebot. Es ist also schwer zu sagen, was genau das Beste ist.
Was war der Schwierigste und was war der aufregendste Teil Ihrer Ausbildung für die ISS?
Nun, ich würde sagen, das Training für den Weltraumspaziergang ist hart. Der große Raumanzug, mit dem man ins All geht, wiegt über 150 Kilogramm. Der wiegt im All zwar nichts, aber es ist schwer, darin zu arbeiten. Es ist auch aufregend, dass der Raumanzug, wenn man nach draußen geht, im Grunde ein kleines Raumschiff ist, dass man tragen muss. Man muss auf sich aufpassen und dafür sorgen, dass man die ganze Zeit mit der Raumstation verbunden bleibt. Es ist also spannend. Es ist aber auch ein bisschen beängstigend.
Welche Art von Experimenten machen Sie gerade?
Es gibt sehr viele verschiedene Experimente, in erster Linie über uns selbst und darüber, wie wir im Weltraum leben und arbeiten können. Aber auch Forschung. Wir versuchen, die nächsten Dinge zu planen, die wir für die Rückkehr zum Mond und zum Mars vorbereiten müssen. Wie man im Weltraum Pflanzen anbaut, damit wir uns mit Stammzellen ernähren können. Wie wir uns vielleicht selbst helfen können, wenn sich jemand verletzt hat, der nicht in der Nähe der Erde ist. Es werden also alle möglichen Experimente durchgeführt.
Was passiert, wenn ein wichtiges Teil der ISS kaputt geht? Wie kann man es reparieren?
Eine tolle Frage. Ich stehe hier, oder besser gesagt, ich schwebe hier im Columbus-Modul, und wir haben 3D-Drucker um uns herum. Wenn also etwas kaputt geht, lernen wir gerade, wie man 3D-Metalldruck macht. So werden wir hoffentlich in Zukunft in der Lage sein, Dinge zu reparieren, wenn sie kaputt gehen. Aber wir haben hier oben auch eine Menge Werkzeuge. Wir lernen, wie wir die Dinge, die auf der Raumstation im Einsatz sind, reparieren können.
Wie ist die Arbeit auf der ISS unter den Astronauten aufgeteilt? Wer macht was?
Wir machen alle alles. Das ist interessant. Es spielt keine Rolle, ob du ein Arzt oder ein Pilot bist. Jeder wird in allen Bereichen der Wartung und der Wissenschaft ausgebildet. Wir müssen also, wie wir es nennen, ein Hansdampf in alles Gassen sein. Wir arbeiten mit der Bodenstation „Mission Control“ zusammen, um die Probleme lösen können, die wir haben.
Wie sieht der Tagesablauf aus, wenn die Sonne alle 90 Minuten auf- und untergeht?
Gute Frage. Es ist etwas verwirrend, wenn man gewohnt ist seinen Tag nach der Sonne auszurichten. Wir richten uns hier oben nach der Greenwich Mean Time und haben einen ganz normalen Tag. Wir wachen gegen 6:00 Uhr auf und gehen um 10:00 Uhr ins Bett. Der Arbeitstag beginnt um 7:00. Zwischen 7:00 Uhr und 18:00 Uhr wird viel gearbeitet, wir kümmern uns um wissenschaftliche Experimente und die Wartung. Zwischendurch müssen wir auch Sport treiben um fit zu bleiben.
Gibt es Unterschiede zwischen dem Training von Frauen und Männern?
Gute Frage, und die Antwort ist eigentlich nein. Jeder muss qualifiziert und bereit sein, den Job zu machen. Jeder muss sich mit einbringen und sicherstellen, dass er bereit für alle Aufgaben ist. Im Allgemeinen sind Frauen potenziell ein bisschen kleiner. Also muss man einfach trainieren und sicherstellen, dass man die Aufgabe erfüllen kann.
Wie fühlt sich die Schwerelosigkeit am Anfang an und wie ist sie jetzt? Gewöhnt man sich daran?
Ganz genau, man gewöhnt sich daran. Ehrlich gesagt, ich fange an zu vergessen, wie es ist, zu laufen, weil wir überall hin schweben können. Am Anfang ist es ein bisschen schwierig. Man ist zunächst ungeschickt und dann wird man langsam besser und besser und kann das Schweben und alles andere, was man tun möchte, perfektionieren. Zum Beispiel beim Dinge werfen, man wirft hier nicht mehr hoch, sondern findet heraus, dass man einfach seitwärts werfen muss, um etwas von einem Ort zum anderen zu befördern.
Was glauben Sie, wie lange würden die meisten Astronauten während einer einzelnen Mission auf der ISS bleiben wollen?
Weißt du, ich glaube, die meisten Astronauten kommen mit sechs Monaten aus, das ist ja dann schon ein Schulhalbjahr. Dann beginnt man die Familie und die Freunde zu vermissen und möchte zurückkehren, um z.B. den Geruch von Pinien zu genießen und den Regen auf sich wirken zu lassen. Sechs Monate sind also eine gute Zeit. Aber wir hatten auch schon Leute, die länger als ein Jahr hier waren.
Haben Sie jemals ein seltsames Geräusch von draußen gehört und wenn ja, können Sie uns beschreiben, wie es war?
Ja, natürlich. Weiß du, es passieren eine Menge interessanter Dinge, weil das Raumschiff einen Teil der Zeit in der Sonne ist, wie ihr bereits erwähnt habt. Und dann ist es wieder in der Nacht. Die ISS besteht aus viel Metall. Es knirscht also ab und an. Ich glaube, das ist der stärkste Eindruck, den ich hatte. Und gelegentlich verformt sich das Metall ein wenig. Und das hören wir dann auch manchmal.
Wie können Sie Ihre Familienmitglieder kontaktieren?
Gute Frage. Wir versuchen, dies regelmäßig zu tun. Wir können es über IP-Telfonie tun. Wir haben hier oben auch iPads, mit denen wir einen Anruf über einen Call Service tätigen können. Wir haben Computer, über die wir E-Mails schreiben und Videokonferenzen abhalten können.
Glauben Sie an außerirdisches Leben?
Weißt du, Lena, es wäre sehr überheblich zu behaupten, dass es da draußen im Universum kein weiteres Leben gibt. Wenn wir in den Himmel schauen, gibt es dort so viele Sterne zu sehen. Wie könnte man da glauben, dass es um diese Sterne herum keine Planeten gibt, die so etwas ähnliches, hervorgebracht haben, wie das Leben, so wie wir es kennen?
Arbeiten Sie in Schichten oder arbeiten Sie alle zur gleichen Zeit?
Im Allgemeinen arbeiten wir alle zu den gleichen Zeiten. Aber hin und wieder kommt ein Raumschiff etwas außerhalb unserer üblichen Arbeitszeiten zum andocken. Und wenn das der Fall ist, stehen die Russen vielleicht früher auf, wenn es auf der russischen Seite ist. Oder, wenn es auf der Seite eines anderen Partners ist, dann stehen wir vielleicht früher auf. Manchmal machen wir also Schichtarbeit.
Hatten Sie jemals einen Zusammenstoß mit anderen Gegenständen?
Ihr wisst, dass die Raumstation seit über 20 Jahren hier oben ist, die ersten Teile also seit dem Jahr 2000. Teile der Raumstation wurden schon von kleinen Mikrometeoriten getroffen. Wir sehen das, wenn wir auf Weltraumspaziergang gehen. Wir müssen also vorsichtig sein. Einige der Metallteile sind dadurch ein wenig verformt. Es haben sich auch kleine Krater gebildet, die scharfe Kanten haben. Wir müssen deshalb auf unsere Handschuhe aufpassen.
Was tun Sie, wenn Sie langweile haben?
Ich glaube nicht, dass ich mich auf der Raumstation jemals gelangweilt habe. Es gibt so viel zu tun und zu sehen. Man kann aus dem Fenster auf unseren schönen Planeten schauen, unglaubliche Fotos machen, andere Leute bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit beobachten und etwas über deren Arbeit lernen. Ich meine, es gibt so viel Abwechselung. Aber wir haben auch einige Fernsehsendungen oder andere Sendungen auf unseren Computern, die man für uns hochgeladen hat, damit wir sie sehen können, für den Fall, dass wir einfach ein bisschen abschalten wollen.
Welche Rolle spielt die ISS bei der Vorbereitung künftiger Marsmissionen?
Die ISS ist eine technische Simulation, nicht wahr? Sie selbst ist ein Habitat, und in ihrem Inneren gibt es genau die Dinge, über die ich hier in Columbus gesprochen habe. Der 3D-Druck hilft uns dabei, herauszufinden, wie wir leben und arbeiten werden, wenn wir auf dem Mars sind. Wir haben auch andere Raumfahrzeuge, die an die Raumstation andocken werden. All das ist also eine technische Demo oder eine Erprobung.
Spielen die Astronauten in ihrer Freizeit Computerspiele? Wenn ja, welche?
Ich glaube schon, aber ich weiß nicht viel darüber. Ich kann die Frage also nicht wirklich beantworten. Ich spiele nicht, weil ich lieber andere Dinge tun möchte. Ich schreibe ein Tagebuch. Ich mache auch Fotos. Ich habe noch keine Computerspiele gespielt, aber ich werde ein paar von den Jungs fragen, die ein bisschen jünger sind als ich, und vielleicht melden wir uns dann bei dir.
Wie lange wurden Sie ausgebildet, bevor Sie Astronaut auf der ISS wurden?
DR0Z, hier ist OR4ISS, vielen Dank für Ihren großartigen Kontakt. Ihr leistet großartige Arbeit für die Schulen in Deutschland. Macht weiter so. Vielen Dank dafür. Es war schön, mit euch zu sprechen.
Vielen Dank Sunita für diesen interessanten Kontakt und die Einblicke in das Leben auf der ISS. Nochmals herzlichen Dank. Und das ist Ihr Beifall.
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